Rechtsanwältin Gesa Stückmann gibt praktische Tipps, wie Sie Ihrem Kind bei Cybermobbing helfen können

Cybermobbing schadet Kinderseelen

Wir als Eltern wünschen uns nichts mehr, als dass unsere Kinder glücklich sind. Sie sollen wissen, dass sie geliebt werden, egal was sie tun, wie sie aussehen oder was sie sagen.

Die ersten Jahre sind wir noch in der Lage, unser Kind von uns behütet aufwachsen zu lassen. Vertrauensvoll blickt es zu uns auf und wir erklären die großartige Natur, unsere Familienbeziehungen, dass Herdplatten heiß sind, wir nicht ohne rechts und links zu schauen über die Straße laufen dürfen und noch so viel mehr.

Wenn unser Kind in einen Kindergarten geht, beginnt die Zeit, dass wir nicht mehr die einzigen Bezugspersonen sind. Es ist normal, dass wir dann nicht immer da sind und schauen können, dass ihm nichts passiert. Gemeinsam mit Gleichaltrigen ist idealerweise jeder Tag ein Abenteuer im Leben Ihres Kindes. Es kommt aber auch zu ersten Rangeleien und Ihr Kind muss sich auch ohne Sie an der Seite behaupten. Für uns Eltern beginnt die Zeit, wo wir unser Kind stärken, aber dann auch mal alleine laufen lassen müssen.

Der Start in die aufregende Welt des schulischen Lernens sollte vom ersten Tag an für das Kind spannend sein. Endlich kann es die ganze Welt begreifen lernen. Was für eine wunderbare Zeit. Die MitschülerInnen, die LehrerInnen sowie Sport- und Freizeitangebote am Nachmittag bestimmen jetzt den Alltag Ihres Kindes. Spätestens also mit der Grundschulzeit verbringt das Kind einen großen Teil des Tages mit überwiegend (zumindest anfangs) fremden Personen. Sein Selbstbewusstsein wächst und es entstehen neue Freundschaften. Die Kinder lernen aber auch, dass sie nicht alle Personen gerne mögen und trotzdem mit diesen an schulischen Themen arbeiten müssen. Eine spannende Zeit, in der sich die Persönlichkeit des Kindes mit unserer Hilfe weiter festigt und entwickelt.

In vielen Haushalten beginnt mit dem Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule auch die Zeit, in der die Kinder die ersten Handys bekommen und ihnen damit eine Welt eröffnet wird, auf die sie oftmals niemand ausreichend vorbereitet hat.

Früher oder später begegnen die meisten Kinder Mobbing. Zunächst findet dies meist nicht anonym, sondern ganz real mit den Mitschülern statt. Ihre Kinder erfahren wie es ist, wenn jemand sie nicht mag, wenn jemand ihre Religion ablehnt, die Anziehsachen nicht stylisch genug, das Lachen nicht lustig oder die Frisur merkwürdig findet. Wenn das auf dem Schulhof stattfindet, dann können sich beide in die Augen sehen. Andere schauen zu. Alle können bemerken, wenn aus einer harmlosen Frotzelei Ernst für das betroffene Kind wird. Alle können sehen, dass das betroffene Kind stiller wird und nicht mehr lacht. Alle können mitfühlen, wenn das betroffene Kind vielleicht sogar weint. Alle können einschreiten, weil sie es sehen und hören können. Wenn alles gut und normal läuft, beenden die SchülerInnen (oder auch die LehrerInnen) gemeinsam das, was stattgefunden hat und kennen für das nächste Mal die Grenze, die nicht überschritten werden sollte. Wenn so etwas aus dem Ruder läuft, wird der Schulalltag für das betroffene Kind schwierig. Aber sobald es nach Hause kommt, ist es in einem liebevollen Umfeld und weiß, dass ihm hier keine weitere Gefahr droht.

Wie aber ist es bei Cybermobbing? Heutzutage haben die meisten das Handy als ständigen Begleiter. Vom Aufwachen am Morgen bis zum Einschlafen am Abend, in ganz ruhigen einsamen Momenten, ebenso wie in einem voll besetzten Schulbus ist das Handy dabei. Wenn wir Eltern hier keine „handyfreien Zeiten und Zonen“ schaffen, sind die Inhalte permanent präsent. Sobald Cybermobbing startet, scheint es dem Kind, dass es kein Entrinnen gibt. Ständig und von einer immer größer werdenden und meistens nicht sichtbaren Zahl von Mobbern bedrängt, wird es immer trauriger und hilfloser. Die Mobber sehen nicht oder wollen nicht sehen, was sie dem gemobbten Kind antun. Sie entwickeln kaum Mitleid und fühlen sich durch nicht einschreitende „Zuschauer“ bestärkt. Kinder können untereinander grausam sein!

Für das gemobbte Kind eine Dauerschleife von mentaler Verletzung. Zudem weiß das gemobbte Kind oftmals auch nicht, wer alles davon weiß und es genauso sieht. Damit wird auch der Gang zur Schule und dem nachmittäglichen Sportverein immer schwerer. Jeder Blick der MitschülerInnen wird als Häme, Schadenfreude oder Gehässigkeit interpretiert. Das Kind traut sich nichts mehr zu, verliert die Freude an der Schule und im schlimmsten Fall die Lebenslust. Und stellen Sie sich vor, so geht es für Ihr Kind vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Sicher können Sie dieses nachfühlen. Aber wie bemerken Sie, dass es sich um Cybermobbing handelt? Wie können Sie als Eltern helfen? Was können Sie tun, damit Cybermobbing endet?

 

5 praktische Tipps bei Cybermobbing

Gehen wir mal davon aus, dass ihr Kind sich Ihnen anvertraut. Sie sehen sich gemeinsam auf dem Handy des Kindes an, was genau ihm widerfahren ist und wollen zusammen mit ihrem Kind etwas dagegen tun. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen:

  1. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieben und immer für es da sind, egal was passiert. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind und lassen es in Ruhe erzählen. Führen Sie kein Verhör!
  2. Geben Sie nicht Ihrem Kind die Schuld! Es hat nichts falsch gemacht! Niemand hat das Recht, einen anderen zu mobben!
  3. Sichern Sie Beweise. Machen Sie Screenshots oder speichern Bilder und Sprachnachrichten soweit es möglich ist.
  4. Sie sollten auf keinen Fall nichts tun und hoffen, dass „es“ einfach so vorbei geht. Zum einen geben Sie damit Ihrem Kind das Signal, dass es doch machtlos ist und Mobbing erdulden sollte und zum anderen geben Sie den Tätern das Signal, dass Mobbing in Ordnung ist.
  5. Planen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind das weitere Vorgehen. z.B. mit dem/r KlassenlehrerIn oder SchulsozialarbeiterIn reden, online oder per Hilfetelefon weitere Informationen zu dem konkreten Mobbingvorwurf sammeln oder im schlimmsten Fall anwaltliche Hilfe einholen.

 

Was Sie tun können, damit Ihr Kind wieder unbeschwert lachen und das Internet mit Freude nutzen kann

Zeigen Sie Ihrem Kind täglich, dass es wertvoll ist und niemand das Recht hat, es für irgendetwas zu mobben.

Führen Sie Gespräche darüber, wie wunderbar das Leben ist und was vielleicht auch Sie für Probleme in der Kindheit hatten. In dem Moment, wenn ein Kind gemobbt wird, denkt es immer zuerst, dass es selbst Schuld ist und dass so etwas sonst niemandem passiert und schon gar nicht den Eltern, die das Kind ja für stark hält. Aber auch wir Eltern hatten unsere Momente, aus denen unsere Stärke gewachsen ist.

Stärken Sie sein Selbstbewusstsein und holen Sie sich auch externe Hilfe. Es gibt viele Stellen online, aber auch bei Ihnen vor Ort, die gemeinsam mit Ihnen Ihr Kind auf dem Weg zurück in die Unbeschwertheit begleiten können.

Fordern Sie die Schule auf, sich hier ihrer Verantwortung zu stellen. Wenn bislang keine Anti-Mobbing-Angebote etabliert sind, holen Sie sich Unterstützung durch SchulsozialarbeiterInnen, LehrerInnen, Elternrat oder Schulverein. Regen Sie an, dass die Schule Präventions- und Interventionsangebote macht und etabliert. Hilfreich kann auch sein, wenn die Schule Medienscouts ausbildet. Das sind Schüler, die anderen Schüler bei der Erlangung von Medienkompetenz unterstützen. Medienkompetenz ist Prävention – auch vor Cybermobbing!

 

Sie sind nicht alleine – hier bekommen Sie Hilfe

und viele mehr…

 

Fazit

Cybermobbing schadet Kinderseelen. Wenn Ihr Kind betroffen ist, sind Ihr Kind und Sie aber ganz sicher nicht machtlos. Stärken Sie weiter sein Selbstvertrauen und stehen Sie Ihrem Kind loyal zur Seite. Suchen Sie sich Hilfe und beenden Sie gemeinsam das Mobbing. Die Täter haben kein Recht Ihr Kind zu mobben.

 

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